Ringer-Derby: Traunsteiner Ringer besiegen Berchtesgaden

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Ringer-Derby: Traunsteiner Ringer besiegen Berchtesgaden
Taktisch klug aufgestellt und motiviert den Sieg geholt – Auch Nachwuchs gewinnt – über 1.000 Zuschauer

Traunstein/ Berchtesgaden (awi). Ringen vom Feinsten: Das stand am Samstag Abend im Berchtesgadener Kurhaus auf dem Programm. Spannung, Dramatik, taktische Finessen und nach neun effektiven Mattenduellen einen verdienten Sieger: Die Ringer des TV Traunstein haben vor über 1.000 Zuschauer, die die Heimmannschaft frenetisch nach vorne peitschten, am Ende des Oberligakampfes fünf Punkte mehr auf dem Konto und nahmen den verdienten Sieg mit. „Traunstein war heute einfach besser, das muss man anerkennen“ sagte auch Berchtesgadens Abteilungschef Hans Labacher, den Gästesieg sportlich fair anerkennend. Wesentlich mitverantwortlich für den Traunsteiner Erfolg war eine nur knappe Niederlage von Ben Wittenzellner (61 kg) eine Niederlagenbegrenzung von Gökhan Tetik (130 kg) und der Punktsieg von Seifullah Rahmani (86 kg). „Als wir nach drei Kämpfen nur mit 4:5 Punkten im Rückstand lagen, wusste ich heute packen wir es, wir gewinnen das Match“ zeigte sich Traunsteins Zweiter Abteilungsleiter, Engelbert Gruber überzeugt, der die Mannschaft betreute. Er hatte zusammen mit Erstem Abteilungsleiter Hartmut Hille und dem in Berchtesgaden nicht anwesenden – weil international am Samstag im Ringen tätigen – Cheftrainer Petar Stefanov die Aufstellung ausgetüftelt, die erst am Freitag Abend festgezurrt wurde. Der junge Kampfrichter Johannes Steinberger aus Untergriesbach hat die Mattenduelle sicher geleitet und sich auch nicht von der großen Kulisse beeindrucken lassen.

Die Kämpfe im Einzelnen:

57 kg ( Griechisch-römisch): Yusuf Raiskhel musste im ungeliebten klassischen Stil gegen Tobias Küpper ran, der sich im griechisch-römischen Stil pudelwohl fühlt. Anders der für den TVT ringende Afghane, der aber nach einer klugen Aktion am Boden Oberhand bekam und den Berchtesgadener knapp vor dem Pausengong aufs Blatt legte. 4.0
130 kg (Freistil): Ein ganz schweres Los hatte Gökhan Tetik mit dem15 Kilogramm schwereren Ungarn Peter Fodor, der in diesem Jahr schon fünf Mal die Matte als Sieger verlies. So auch am Samstag, als er zwar mehrere Zweierwertungen schrieb, nachdem er sieben Mal „Hinten drauf“ kam. Dennoch waren die drei Punkte, die Fodor am Ende mitnehmen konnte, alles andere als das, was Berchtesgadens Macher eingeplant hatten, ein Vierer war erwartet und erhofft. 4:3
61 kg (F): Ben Wittenzellner hatte mit Sebastian Hillebrand einen von Berchtesgadens Besten zum Gegner. Klar favorisiert ging der TSV-Ringer selbstbewusst auf die Matte. Vier Zweier-Wertungen und plötzlich zog Wittenzellner aus dem Stand, konnte seinen Kontrahenten zum möglichen Schultersieg aber nicht fixieren – ein Vierer war die Folge. Hillebrand schrieb weiter Punkte und plötzlich war aber Wittenzellner mit einem Konter wieder brandgefährlich. Am Ende war der Berchtesgadener mit 15:10 gut bedient, die zwei Mannschaftspunkte waren aber zu wenig für die Gastgeber. 4:5
98 kg (G): Yoan Dimitrov  gegen den bisher unbesiegten Ungarn Tamas Fodor war Traunsteins Plan. Der TVT hatte sich gegen den „kleineren“ Fodor etwas ausgerechnet. Der Weltmeisterschaftseinsatz von Dimitrov machte dem TVT indes einen Strich durch die Rechnung, deshalb blieb die Gewichtsklasse leer. 4:9
66 kg (G): Von den Berchtesgadener wurde er bei der Vorrundenniederlage schmerzlich vermisst. Am Samstag bewies er warum: Lukas Laue siegte gegen Jugendringer Andreas Dik nach einem ersten Abtasten mit einem Kopfzug aus dem Lehrbuch und anschließendem Eindrücken der Brücke. 4:13 zur Pause Es sollte der letzte Erfolg der Berchtesgadener sein, denn alle Kämpfe im zweiten Abschnitt gingen nach Traunstein.
86 kg (F): Das Freistil-Mittelgewicht sorgte für aufkeimende Hoffnung, kühne Rechner planten auf Traunsteiner Seite schon die Chance für einen Gesamtsieg. Seifullah Rahmani, der den zweiten Ausländer-Startplatz besetzte, bekam mit Lukas Gruber eine lösbare Aufgabe vorgesetzt und bestätigte das Vertrauen, das in ihn gesetzt wurde. Nach sechs kräfteraubenden Minuten Kampfzeit standen 20:9 Punkte auf der Anzeigetafel und drei weitere Mannschaftspunkte. 7:13
71 kg (F):  Ilja Vorobev kochte ab und stellte sich dem Berchtesgadener Christoph Graßl. Die beiden duellierten sich schon zu Nachwuchsringer-Zeiten. Beide beäugten sich und ließen keine Aktion zu. Bei einem unglücklichen Zusammenprall verletzte sich der Berchtesgadener an der Nase, konnte aber nach längerer Verletzungspause weitermachen. Mehr und mehr setzte sich aber die Klasse des Traunsteiners durch, der mit mehreren gut vorbereiteten Beinangriffen zum Ziel kam und am Ende deutlich mit 13:1 Punkten gewann. 10:13
80 kg (G): Alex Patalaschko zeigte wieder seine Klasse, wenngleich ihm der Kampf gegen Marius Mackamul wie schon in den vergangenen Berchtesgaden-Kämpfen alles abverlangte. Klug setzte er im ersten Kampfabschnitt mit zwei Durchdrehern in der Bodenlage den Grundstein zum Erfolg, den er auch in der zweiten Runde trotz angeordneter Bodenlage gegen ihn klug verteidigte. 12:13
75 kg (G): Wie schon im Vorrundenkampf kam es zu einer Neuauflage des Mattenduells zwischen Artur Tatarinov und Alexander Petersen. Der Traunsteiner machte leichten Trainingsrückstand mit seiner Routine weg. Tatarinov marschierte nach vorne, der Berchtesgadener – um die „Gefährlichkeit“ des TVT-Ringers aus einer Reihe von verlorenen Mattenduellen wissend – kämpfte defensiv, war um Schadensbegrenzung bemüht, gleichzeitig auf eine Konterchance hoffend. Diese kam aber nicht, stattdessen legte ihn der Traunsteiner nach einer gelungenen Aktion aus dem Stand auf die Schultern. 16:13
75 kg (F): In einer Neuauflage des Vorrundenduells stellte sich TVT-Sieggarant Eduard Tatarinov gegen Andreas Hillebrand auf die Matte. Tatarinov, der über Nacht nach Aufstellungsänderung noch ein paar Kilo „abkochen“ musste, ließ eine kontrollierte Offensive folgen, der eher rückwärtsgewandte Berchtesgadener wartete auf seine Chance. Diese kam aber nicht, und Tatarinov reichen vier Punkte zum Sieg, die die Mannschaftswertung unter dem Jubel der wenig mitgereisten, aber restlos zufriedenen Traunsteiner Fans auf 18:13 schraubte.

„Das ist eine schöne Einstimmung für das Derby gegen Anger am kommenden Samstag“ freute sich Abteilungschef Hartmut Hille, der sich aber dabei keine Illusionen machte: „Die Favoritenrolle liegt trotz unseres heutigen Sieges klar beim Tabellenführer.“

Die Reserve musste einige Gewichtsklassen leer lassen, wogegen Berchtesgaden voll aufstellen konnte. So hieß es nach sieben Gewichtsklassen in beiden Stilarten 38:20 für Berchtesgaden. Für den TVT waren Sanaullah Nasraty (57 kg, zweimal kampflos), Tobias Einsiedler (66 kg, zweimal) und Luca Zeiser (75 kg) erfolgreich.

Nachwuchs mit guter Leistung

Einen viel bejubelten Sieg konnte der Nachwuchs in der Grenzlandliga einfahren. 20:19 hieß es am Ende der zehn Gewichtsklassen für die Gäste nachdem Justin Flemmer (33 kg, unbesetzt), Tommy Dik (40 kg), David Dik (43 kg), Leopold von Ellerts (46 kg) und Georg Rasumny (55 kg) jeweils mit Maximalwertung für ihre Mannschaft punkten konnten. Wesentlich mitverantwortlich für den Traunsteiner Sieg war aber auch der taktisch klug zugelassene Punktniederlage von Valentino Schneider (50 kg) mit lediglich drei Mannschaftspunkten für die Gastgeber, die damit gesamt das Nachsehen gegen die von Jugendleiter Alex Patalaschko betreuten Nachwuchsringer hatten.

    

Text und Bilder: Andreas Wittenzellner