Traunsteiner Ringer setzten sich bei den Titelkämpfen der Junioren durch – Ringer-Verband: Traunstein im Goldrausch
Traunstein/ Michelstadt/ Frankfurt an der Oder (awi). Zwei Traunsteiner Ringer haben am Wochenende ein Stück Sportgeschichte geschrieben: Die Zwillingsbrüder Artur und Eduard Tatarinov wurden am Sonntag beide Deutsche Meister in der Altersklasse der Junioren (Jahrgänge 1997 bis 2000). Während sich Artur Tatarinov in der Gewichtsklasse bis 66 kg im griechisch-römischen Stil im Finale in der Rekordzeit von unter einer Minute effektiver Kampfzeit den Titel holte machte es Eduard Tatarinov im Freistil-Weltergewicht (74 kg) bis zum Schluss spannend: Im Rückstand liegend gelang ihm erst drei Sekunden vor Schluss die entscheidende, siegbringende Wertung.
Beide erkämpften bis zum entscheidenden Finale am Sonntag Vormittag je drei Siege auf der Matte. Artur Tatarinov legte in Frankfurt an der Oder im griechisch-römischen Stil mit einem Schultersieg gegen Yannik Bitterling vom SV Berlin-Buch vor. Dem folgte ein Sieg mit technischer Überlegenheit gegen Chris Militzer vom RC Germania Potsdam. Im Halbfinale würde es gegen den von Traunsteins Greco-Spezialist Plamen Petrov bestens vorbereiteten TVT-Leichtgewichtler dann aber ganz eng: Am Ende behielt er aber gegen Paskal Hilkert vom KSV Sulzbach knapp mit 2:1 die Oberhand. Gegen den ebenfalls stark durch das Turnier marschierten Paul Fischer vom RSV Frankfurt an der Oder, der letztlich ein Heimspiel hatte bereitete sich der stille Traunsteiner auf ein hartes Mattenduell vor. Gleichzeitig half ihm die 15-stündige Wettkampfpause über Nacht um Kraftreserven aufzubauen. Hatte das TVT-Aushängeschild für die Deutsche Meisterschaft doch über vier Kilogramm „abgekocht“.
Im Finale ging es dann überraschend schnell: Ein Heber und zwei Durchdreher innerhalb von nur 37 Sekunden Kampfzeit reichten für den Sieg mit technischer Überlegenheit und die Goldmedaille für den hochkonzentriert zu Werke gehenden Traunsteiner.
Entscheidung drei Sekunden vor Schluss
Eduard Tatarinov marschierte in Michelstadt im Freistil-Weltergewicht in imponierender Weise ins Finale. Zum Auftakt holte er nach rund einer Kampfminute einen Sieg mit technischer Überlegenheit gegen Kevin Lucht vom KSV Pausa. Denis Rubach vom ASV Nendingen erging es ähnlich. Auch hier siegte das Traunsteiner Kraftpaket mit technischer Überlegenheit. Ebenfalls wenig entgegen zu setzen hatte ihm im Halbfinale Matthias Schmidt vom SRC Viernheim der mit 0:10 Punkten die Matte verlassen musste. 31:0 lautet die imponierende Punktebilanz vor dem Finale, in dem der Traunsteiner am Sonntag auf den Titelverteidiger Johann Steinforth vom RS Sudenburg traf. Der letztjährige Europameisterschaftsteilnehmer gab sich bis dahin ebenfalls keine Blöße und siegte in allen bisherigen Kämpfen ohne Punktverlust. Im Finale konnte der TVT-Ringer seine brandgefährlichen Techniken nicht wie gewohnt ausspielen und geriet mit 2:3 Punkten in Rückstand. Buchstäblich mit dem Schlussgong gelang ihm drei Sekunden vor Ende der Kampfzeit eine entscheidende Zweier-Wertung die sich mit dem Ende der Kampfzeit in einen grenzenlosen Jubel und Genugtuung auflöste. Der Traunsteiner hatte es kaum eine halbe Stunde später und rund 500 Kilometer voneinander entfernt seinem Zwillingsbruder gleich getan und sich den Titel des Deutschen Meisters gesichert.
Auch auf Verbandsebene zeigte man sich begeistert von dem Traunsteiner Doppelschlag: „Traunstein im Goldrausch“, „phänomenal“ oder auch „Tatarinov-Brüder sind eine Wucht“ waren die Superlative, die von Seiten des Bayerischen Ringer-Bundes über die einzigen Deutschen Meister die aus Bayern stammen, zu hören waren. Bayern stellte bei den männlichen Teilnehmern in beiden Stilarten zwei Deutsche Meister – und die kamen beide vom TV Traunstein.
Cheftrainer Stefanov: Der Erfolg hat viele Väter
Traunsteins Cheftrainer Petar Stefanov, der seinen Schützling vom Mattenrand aus und zwischen den Kämpfen Tipps gab, zeigte nach dem Doppelerfolg stille Genugtuung. „Es freut mit für unsere beiden Sportler, dass diese jeder für sich auf der Matte ihr Potenzial abrufen konnten. Diese Titel sind das Resultat von zehn Jahren hartem und konsequentem Training und ein verdienter Lohn für die Beiden.“ Gleichzeitig machte Stefanov, der die früheren Rohdiamanten gerade in technischen Fähigkeiten in den vergangenen vorwärts gebracht hatte, deutlich, dass der Erfolg viele Väter habe. Hier gehörten insbesondere die Bereitschaft der beiden Ausnahmeathleten dazu, dem Ringsport eine hohe Priorität in ihrem Leben einzuräumen. Aber auch das Umfeld aus Familie und Verein seien wichtig, damit so ein Erfolg möglich sei. „Und dann muss an so einem Tag einfach alles passen. Und heute war genau dieser Tag“ freute sich Stefanov, der viel zum Gelingen dieses Meistercoups beitrug.
Die Ringerabteilung des TV Traunstein feierte noch am späten Abend die erfolgreichen Meisterschaftsrückkehrer mit einem spontanen kleinen Begrüßungsfest.
Und da der Sprung von der nationalen Ebene hin zu den europäischen Wettbewerben nicht so weit entfernt ist, schielt so mancher wohl auch auf die Europameisterschaften. Finden diese für die Junioren doch in der Zeit vom 27. Juni bis 2. Juli unter der Riege des Deutschen Ringer-Bundes in Dortmund statt.